Wer die Wahl hat, hat die Qual: Vorpommern-Rügen oder Ostseekreis Stralsund?


Seit Jahrhunderten ist die Geschichte unserer
Region mit dem Namen Vorpommern verbunden.
Die Regionalbezeichnung ist sehr alt und slawischer Herkunft (po more = „am Meer“). Pommern, das Land
am Meer.
Karte der Änderungen infolge der Kreisreform in Mecklenburg-Vorpommern 2011 mit alter Grenze

Abb. 1 (Quelle: Wikipedia)



Auf der Suche nach einer zukünftig tragfähigen Klammer zur Benennung eines neuen Landkreises erscheint der gewachsene historische Regionalname die beständigste Variante.

Fast 90% des Territoriums des zukünftigen Kreises um Stralsund herum werden durch pommersche Geschichte mit all ihren Besonderheiten und Brüchen geprägt (Abb. 1). Schon aus diesem Grund erscheint die Verwendung von Vorpommern im neuen Kreisnamen als unverzichtbar, wenn regionale Identität ernst genommen werden soll.
Auch unsere polnischen Nachbarn respektieren die regionalen Bezeichnungen und benennen das östlich der Oder gelegenen Hinterpommern heute als Westpommern oder auch Stettiner Pommern. Die östlich an Hinterpommern anschließende Landschaft bis zur Weichsel wird Pommerellen genannt. Dieses Gebiet wird im heutigen Polen Danziger Pommern genannt.
Die außerordentlich komplexe Territorialgeschichte Pommerns erschwert allgemeingültige und historische Lösungen, die auch nicht Ziel für eine zukunftsorientierte Benennung des neuen Großkreises sein können.

Die neue Namensgebung der beiden im Wesentlichen vorpommerschen Kreise als Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald würde der gesamteuropäischen Region Pommern Rechnung tragen und ebenso der Landesverfassung, die zwei gleichberechtigte Landesteile Mecklenburg und Vorpommern vorsieht.

Der Namensvorschlag Vorpommern-Rügen erfordert vom mecklenburgischen Bereich des zukünftigen Landkreises eine gewisse selbstbewusste Toleranz. In großem Respekt vor der eigenständigen Geschichte des Territoriums westlich der Recknitz, wird diese eigene Identität auch zukünftig im Großkreis eine besondere Aufmerksamkeit und Wertschätzung finden, denn die gemeinsame erfolgreiche Entwicklung der letzten 20 Jahre im Landkreis Nordvorpommern ist nicht zu leugnen und auch insbesondere in den mecklenburgischen Gebieten um Ribnitz und Marlow zu verzeichnen gewesen. Beide Identitäten haben sowohl im LK Nordvorpommern als auch im Land Mecklenburg–Vorpommern stets aufeinander bereichend gewirkt.

Es gilt zu bedenken, dass mit dem Namen Vorpommern deutlich mehr als 90% der Ostseeküste des zukünftigen Großkreises fest im baltischen Raum verortet sind. Vorpommern ist seit mehr als 1000 Jahren ein wesentliches Glied der Ostsee-Familie. Diesen historisch gewachsenen Regionalnamen gegen einen allgemeingültigeren „Ostseekreis Stralsund“ zu tauschen, wird zu Verwirrungen bei vielen Ostseeanrainern führen müssen, da ein „Ostseekreis“ zwischen Kiel, Stockholm und Kaliningrad (Königsberg) überall gelegen sein kann. Noch schwerwiegender erscheint der Kultur- und Traditionsverlust für die deutliche Mehrheit des zukünftigen Kreisterritoriums.
Im Europa der Regionen sollten wir die Regionen auch beim Namen nennen.
Die geographische Ähnlichkeit des einstigen Fürstentums Rügen mit dem Landkreis „Vorpommern-Rügen“ hat dabei in weiten Teilen einheitliche Geschichtslinien, die auch die gemeinsame zukünftige Entwicklung des Großkreises erleichtern wird.

Abb. 2
Das Fürstentum Rügen hat bis ins 14. Jahrhundert neben der Insel fast das gesamte Territorium des heutigen Kreises Nordvorpommern umfasst und kam erst 1325 zum Herzogtum Pommern-Wolgast (Abb.2). Ab 1648 bis zum Wiener Kongress 1815 verblieb Vorpommern nördlich der Peene bei Schweden.

Unter besonderer Hervorhebung von Rügen, wurde mit der Übergabe von Schwedisch Vorpommern an Preußen im Jahre 1815, die Territorialbezeichnung Neuvorpommern und Rügen für unser Gebiet verwendet. Mit dem zukünftigen größeren Landkreis wird dieses geschichtlich sehr eng verbundene Gefüge in wesentlichen Teilen wieder eine Struktureinheit bilden. Nach fast 200 Jahren, darf man vielleicht zukünftig das Attribut „neu“ weglassen und damit dem traditionsreichen und zugleich neuen Namen Vorpommern-Rügen eine Chance einräumen.
Die vorpommersche „Weltkulturerbestadt“ Stralsund bildet das Tor zur Insel Rügen und wird ebenfalls deutlich von den Entwicklungen profitieren. Auch wenn der Name der Hansestadt im zukünftigen Kreisnamen nicht vorkommen sollte, wird Stralsund als zukünftigem Verwaltungssitz des Kreises eine sehr zentrale und noch bedeutendere Rolle zukommen, die die kulturhistorische Perle Vorpommerns stabilisieren wird.

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